Nach seinem Abitur war sich Johannes Jolmes – wie viele junge Menschen – nicht ganz sicher, wie seine berufliche Zukunft aussehen sollte. Nach einem Praktikum in der Anwaltskanzlei seines Vaters entschied er sich zunächst für ein Jurastudium an der Universität in Marburg. „Das Studium war allerdings sehr trocken und entsprach nicht meinen Vorstellungen. Ich wollte einfach viel schneller praktisch arbeiten“, berichtet der 29-Jährige.
Der junge Mann orientierte sich beruflich also neu – und erinnerte sich dabei an seinen Großvater. Dieser war als selbstständiger Fleischermeister tätig und führte einen größeren mittelständischen Metzgereibetrieb in Paderborn. Mit seinen Erzählungen gelang es dem Großvater, seinen Enkel schon im Kindesalter für sein Handwerk zu faszinieren. Wichtig war es Jolmes, für seinen neuen beruflichen Weg klare Ziele vor Augen zu haben und diese fokussiert zu verfolgen. „Mein Opa hat immer gesagt: Du musst einen roten Faden haben, an dem du durch das Leben gehst.“
Der Paderborner rollte also seinen roten Faden neu aus und begann ein Praktikum bei der Fleischerei Klare in Bad Lippspringe. Nach drei Monaten entschied sich Jolmes für eine Ausbildung zum Fleischer in diesem Betrieb. Dank seines großen Arbeitseinsatzes konnte er die Ausbildung auf eineinhalb Jahre verkürzen. Und Johannes Jolmes machte immer weiter – erst mit der erfolgreichen Gesellenprüfung und dann mit der Ausbildung zum Fleischermeister. Als zusätzliche
Weiterbildungsmaßnahme absolvierte er einen Vorbereitungslehrgang zum geprüften technischen Betriebswirt. Passend zu diesem Karriereweg im Handwerk lautet sein Leitbild, angelehnt an Theodor Fontane: „Wer ausdauert, erreicht alles!“
Heute arbeitet der junge Fleischermeister in der „Bioland Fleischerei Josef Schäfers“ am Heggehof in Lichtenau-Asseln. Der Betrieb bietet unter anderem frische Spezialitäten vom Rind, Kalb, Schwein, Lamm und Geflügel an und liefert seine hochwertigen Erzeugnisse an Bio- und Feinkostläden in ganz Nordrhein- Westfalen. „Ich bin dort sehr glücklich und zufrieden“, sagt Jolmes. Und der Nachwuchsfleischer hat schon eigene innovative Ideen und setzt diese um: Vor zwei Jahren hat er seine eigene Marke „Wild-Wux“ entwickelt und juristisch schützen lassen. „Ich möchte mich mit Spezialitäten von Wald und Wiese befassen und selbst Qualitätsprodukte auf den Markt bringen“, sagt Jolmes selbstbewusst.
In diesem Zusammenhang strebt der Hobby-Jäger, der sich ehrenamtlich im Hegering Paderborn engagiert, bereits ein neues konkretes Ziel an: Im April 2020 hat er eine Zusatzausbildung zum Fleisch-Sommelier begonnen. „Steak ist nicht gleich Steak“, meint Johannes Jolmes. „Als Fleisch-Sommelier erlerne ich die Spezifika unterschiedlicher Fleischsorten sowie internationaler Zuschnitte in Abhängigkeit von Reifung und Zubereitungsart. Hinzu kommen ernährungspsychologische
Kenntnisse sowie Präsentations- und Verkaufstrainings.“ Beste Voraussetzungen für Johannes Jolmes, um sich in Zukunft seinen großen Wunsch zu erfüllen: die Eröffnung eines eigenen Betriebs, der sich auf die Verarbeitung von Wild spezialisiert. „Handwerk hat goldenen Boden“, davon ist Jolmes überzeugt. Für ihn war es eine große Ehre, den Förderpreis „Duale Ausbildung“ zu bekommen. „Zum einen fühle ich mich bestätigt in dem, was ich bisher erreicht habe. Zum
anderen motiviert mich der Preis weiterzumachen!“