„Schließlich gibt es Werte nicht im Internet.“

Marco Horenkamp

„Viel Fingerspitzengefühl und Sorgfaltspflicht gegenüber dem Produkt machen einen guten Zerspanungsmechaniker aus. Denn bei der Fertigung kommt es auf jedes ,Mü‘ an“, erklärt Marco Horenkamp die Anforderungen an seinen Wunschberuf. Seine Ausbildung hat der 22-Jährige bei der Firma ELHA-Maschinenbau Liemke KG in Hövelhof absolviert. Diese ist auf den Sondermaschinenbau spezialisiert. Kleine, handgroße Bauteile bis hin zur Tischgröße, aber auch Maschinen für spezielle Fertigungen werden dort konstruiert und designt. „Ein Zerspanungsmechaniker bewegt sich viel im Koordinatenkreuz. Daher sollte er gute Noten in Mathematik und Technik haben, aber auch räumlich denken können“, sagt Horenkamp.

Nach dem Besuch der Krollbach-Hauptschule in Hövelhof mit dem Abschluss „Mittlere Reife“ mit Q-Vermerk hat sich Marco Horenkamp bewusst für eine Ausbildung entschieden. Er wollte endlich arbeiten und sein eigenes Geld verdienen. Zudem lockte ihn der Reiz, das in  der Praxis Erlernte in der Berufsschule zu vertiefen. Und Marco Horenkamp gab richtig Gas. „Ich habe viel für meinen Ausbildungsabschluss getan, weil ich ein sehr gutes Ergebnis erzielen wollte. Dass dieses Engagement dann noch mit dem Förderpreis honoriert wurde, ist einfach super“, sagt er.

Engagement ist für den jungen Mann selbstverständlich. Seit 2012 ist er Jugend- und Auszubildendenvertreter in seinem Betrieb. 2014 hat er den Ausbilderschein erworben, um die Azubis seiner Abteilung zu betreuen. In seiner Freizeit trainiert er bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Hövelhof die Neun- bis Zwölfjährigen und bringt ihnen das Brustschwimmen und das Kraulen bei. Er selbst hat mit sechs Jahren im Schwimmverein angefangen und begann einige Jahre später mit seiner Rettungsschwimmausbildung. Mit 16 übernahm er seine erste eigene Schwimmgruppe.

„Ohne innere Werte kann man keine Kinder trainieren und ohne Werte gibt es kein Auskommen im Verein und kein Zusammenleben“, ist sich der Hövelhofer sicher. „Sie sind überaus wichtig und wertvoll. Ich verbinde mit Werten nicht Geld, sondern das, was man gesehen oder gelernt hat. Die Fähigkeiten eines Menschen sind für mich von ganz entscheidender Bedeutung.“ Über allem steht für Marco Horenkamp der Wert der Familie und der Freunde. Menschen, denen ein Smartphone mehr wert ist als ein persönliches Gespräch, stoßen bei ihm auf Unverständnis: „Früher hat man Wochen vorher einen Termin ausgemacht und der stand dann auch. Heute sagen die Leute eine Stunde vorher per SMS ab.“

Für Marco Horenkamp gehört es zum Leben dazu, sich mit Leib und Seele für die Region einzusetzen. Er schätzt das, was es vor Ort gibt – und sei es das Fleisch aus der eigenen Rinderzucht seines Bruders. „Wir müssen ein bisschen darauf achten, dass die Werte, die unsere Eltern noch haben, bei den jungen Leuten nicht abhandenkommen. Wichtig ist es, das Interesse an den regionalen Sachen zu wecken und zu schaffen. Schließlich gibt es Werte nicht im Internet“, sagt Horenkamp.

In einigen Jahren möchte Marco Horenkamp gerne als Techniker in der Programmierung oder in der Arbeitsvorbereitung arbeiten. Deshalb besucht er ab Sommer 2016 die Technikerschule in Paderborn und setzt auf die guten und vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten der dualen Ausbildung. Er ist sich sicher, dass es Zerspanungsmechaniker auch in der Zukunft geben wird und er damit einen krisensicheren Job gewählt hat. „Irgendwann wird die duale Ausbildung wieder einen größeren Wert haben als ein Studium. Vielleicht werden die Absolventen sogar in Zukunft besser dastehen und mehr verdienen als Akademiker. Schade, dass es den Förderpreis nicht schon vor zehn Jahren gab. Dann wäre die Diskussion über diese Berufe vielleicht erst gar nicht aufgekommen.“

 

Erschienen im Jahresbericht 2015 der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold