Marie Justine Klemme hat in ihren jungen Jahren schon einige Preise gewonnen. Dreimal erhielt sie einen ersten Preis bei „Jugend musiziert“ in den Kategorien „Klassischer Gesang“ und einmal im Bereich „Musical“. 2016 kam mit dem Förderpreis „Junge Kunst“ noch die Kategorie „Literatur und Sprache“ dazu.
Sie singt, schauspielt und musiziert, schreibt Gedichte, liebt Sprachen und Debatten. Ihr Talent ist nicht nur vielseitig, sondern auch vielversprechend. Egal, was Marie Justine Klemme anpackt, es läuft gut bei ihr. Dabei ist ihr Geheimrezept ganz einfach: „Man muss alles mit Freude machen.“ Was die junge Künstlerin ausmacht, ist eine große Fähigkeit zur Empathie. „In der Musik drücke ich aus, was ich fühle, in der Literatur, in meinen Gedichten, was ich denke.“ Ihrer Mutter hat sie es zu verdanken, dass sie im Alter von vier Jahren zur musikalischen Früherziehung gehen durfte und dadurch ihr Interesse an Musik und Gesang geweckt wurde. Von 2004 bis 2014 nahm sie Harfenunterricht und insgesamt zwölf Jahre Gesangsunterricht. Ihre beiden älteren Geschwister waren damals schon fast erwachsen, unterstützten sie aber in der Hinsicht, dass sie ihr Vorbild und Zuhörer waren. Sie hatte als Kind einfach das Glück, viele Möglichkeiten nutzen zu können, erklärt sie dankbar.
Die 18-Jährige denkt nicht nur sehr erwachsen, sondern auch bilingual (Deutsch/Englisch). Während ihres Besuchs auf dem Grabbe-Gymnasium in Detmold übte sie bereits Japanisch und Koreanisch. Heute studiert sie das, was ihr am meisten Freude macht: Sprachen. An der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster hat sie sich für die Studiengänge Sinologie und das Zweitfach Anglistik eingeschrieben. Sprachen sind für die junge Frau nicht nur ein wichtiges Instrument zum Reden, sondern ihre Passion. Insbesondere die asiatischen Sprachen mit ihren unterschiedlichen Klängen haben es ihr angetan, aber auch die Grammatik und die Schriftzeichen. „Jede Sprache sagt etwas über die Kultur aus und umgekehrt. Das finde ich sehr spannend.“ Ihren Ausdruck verfeinert sie unter anderem im Debattier-Club der Uni Münster. Fiktive Fälle zu diskutieren, mache ihr Spaß und sei eine große Herausforderung. Zudem übe es ihre Rhetorik, aber auch Gestik und Mimik, was sich dann wiederum positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirke.
Auch oder gerade, weil sie gerne und viel redet, achtet sie auf regelmäßige Auszeiten, um das Erlebte zu reflektieren. Gute Gedanken kommen ihr meist an vertrauten Orten, beispielsweise auf dem Spielplatz vor ihrer Haustür, aber auch in der Natur. Wo der Wind durch die Bäume weht, sei sie glücklich. „Nur wer sich Zeit für sich nimmt, hat auch wieder etwas zu reden. Ich nehme am Tag so viel auf, dass ich das erst einmal alles verarbeiten muss, um nicht in meinen Gedanken zu ,ertrinken‘.“ Und diese bringt sie gerne zu Papier. Mal in Englisch, mal in Deutsch. Die Sprache der Literatin ist reich an Symbolik, gezeichnet von starken Gegenpolen und Antithesen. Über den Förderpreis „Junge Kunst“ in der Sparte „Literatur und Sprache“ sagt Klemme: „Mit dem Preis hat man mir gezeigt, dass man meine Gedichte mag, und mir Mut gemacht, auch einmal etwas zu veröffentlichen. Jetzt bin ich kein ,Niemand‘ mehr in Sachen Gedichte.“
Ihre Begabung beschreibt sie selbst sehr bescheiden als „glückliche Fügung“. Ihre Vorbilder sind eher die „Helden des Alltags“, nicht die Berühmtheiten. „Wer sich zu sehr auf große Vorbilder fixiert, kann sich nicht selbst finden“, erklärt sie. Und Klemme scheint sich mit ihren jungen Jahren bereits gefunden zu haben. Gestresst sind ihrer Meinung nach diejenigen, die anderen gefallen möchten. Für sich hat sie bereits vor einiger Zeit erkannt und akzeptiert, dass auch sie nicht immer nur gut sein kann.
Ihre Stärke findet sie zum großen Teil in ihrer Familie, bei ihren Freunden, aber auch bei ihrem Gesangslehrer. Menschen, die ihr vertraut sind. Zu Hause ist ihre Mutter ihr wichtigstes Netzwerk. „Ich kann nach Hause kommen, wie ich bin. Hier bin ich immer Kind.“ Eine gute Balance sei für ein Netzwerk sehr wichtig. „Wer sich nicht um sich selbst kümmert, bricht irgendwann zusammen und fällt aus dem Netzwerk heraus.“ Daher müsse man entscheiden, wann genug ist. Die wenigsten hätten allerdings die Reife dazu, dann zu handeln. „Ein Netzwerk bietet Schutz und Erkenntnis, denn man entwickelt sich ständig weiter und baut sich immer wieder neu auf “, sagt Klemme. Nicht die Größe, sondern die Stärke macht für sie ein gutes Netzwerk aus.